Saure Lebensmittel und das Säure-Basen-Gleichgewicht
Jedes Lebensmittel, das wir zu uns nehmen, muss unser Organismus verarbeiten. Dabei finden unzählige physikalische und chemische Prozesse statt, deren Abbauprodukte auf uns einwirken und unsere Gesundheit beeinflussen. Wie die Reaktionen aussehen, ist für jede Lebensmittelgruppe anders. Sie werden in säurebildende und in basenbildende Gruppen eingeteilt. Um ein säurebildendes Lebensmittel zu neutralisieren, muss der Körper Basen bereitstellen. Ernähren wir uns nun zu sehr von sauren Lebensmitteln, kann unser körpereigenes Puffersystem an seine Grenzen kommen: Überschüssige Säuren lagern sich an, der Säure-Basen-Haushalt gerät in ein Ungleichgewicht und wir finden uns in einer Übersäuerung wieder.
Welche Folge eine solche Ernährung für unsere Gesundheit und besonders für unsere Nieren hat, was der PRAL-Wert bedeutet und wie einfach es ist saure Lebensmittel zu reduzieren, haben wir in diesem Bericht für Sie zusammengestellt.
Was ist der Säure-Basen-Haushalt?
Für unseren Organismus spielen Säuren und Basen eine wichtige Rolle und für eine ausgeglichene Funktion benötigt er einen ausgeglichenen Säure-Basen-Haushalt. Mit dem pH-Wert lässt sich messen, ob eine Lösung sauer oder basisch ist. pH-Werte von 0 bis 6,5 werden als sauer bezeichnet, pH-Werte von 7,5 bis 14 als basisch. Ein pH-Wert von 7 gilt als neutral.
Nach dem Konsum von viel Fleisch und eventuell sogar noch einem Dessert danach entsteht viel Säure und unser Säure-Basen-Haushalt kann durcheinander geraten. Mit möglichst vielen basischen Lebensmitteln kann man dem entgegenwirken, da eine basische Ernährung besonders viele basische Mineralstoffe mit sich bringt, die den Säure-Überschuss neutralisieren und den pH-Wert wieder in den basischen Bereich verschieben. Für ein ausgeglichenes Wohlbefinden kann es helfen, eine basenüberschüssige Ernährung anzustreben. Dabei sollte das Verhältnis von basen- zu säurebildenden Nahrungsmitteln stets bei ca. 80 zu 20 oder 70 zu 30 liegen. Einfach mal etwas öfter Obst und Gemüse in die Ernährung zu integrieren kann Ihnen ganz einfach helfen, das Gleichgewicht Ihres Säure-Basen-Haushaltes herzustellen. Zur Einschätzung, welchen Einfluss Nahrungsmittel auf unseren Säure-Basen-Haushalt haben, wird der PRAL-Wert (Potential Renal Acid Load) der Lebensmittel herangezogen. Der Wert beschreibt inwieweit 100 g des Lebensmittels auf unseren Stoffwechsel und die Nieren sauer oder basisch wirken.
Warum ist die Säure-Basen-Balance wichtig?
Unser Organismus speichert überschüssige Säuren vor allem im Bindegewebe, das in allen Körperbereichen vorkommt. Es dient als Schutz vor Beschädigungen, ist dehnbar und kann Wasser speichern. Es spielt auch bei der Abwehr von Krankheitserregern eine zentrale Rolle. Gemäß der basischen Ernährungslehre binden die überschüssigen Säuren basische Mineralien an sich und bilden Salze. Diese Salze lagern sich gemeinsam mit Säuren in Zellen, im Gewebe sowie im Bindegewebe sämtlicher Organe ab. Bei einer anhaltenden Übersäuerung drohen deshalb chronische Leiden, darunter beispielsweise Schlaf- und Verdauungsstörungen, Allergien und Arthrose.
Die Auswirkungen einer Übersäuerung gehen aber noch weiter: Unser Blut ist in gesundem Zustand basisch. Durch eine starke Übersäuerung kann das Blut einen sauren pH-Wert erreichen, wodurch die roten Blutkörperchen starr und unbeweglich werden und dadurch nicht mehr in die feinen Äderchen gelangen können. Die Folgen davon sind besonders häufige kalte Hände bzw. Füße.
Was sind die Symptome einer Übersäuerung?
Durch eine übermäßige Aufnahme von säurebildenden Lebensmitteln gerät der Säure-Basen-Haushalt aus dem Gleichgewicht und der Körper übersäuert. Die Folgen können Müdigkeit und Erschöpfung, eine verringerte Konzentrationsfähigkeit, Nervosität und Stress sowie unter anderem Muskel- und Gelenkbeschwerden sein.
Bei einer chronischen Übersäuerung kann der Organismus aufgrund unzureichender Pufferkapazitäten des Blutes und der Körperzellen die anfallenden Säuren und Giftstoffe nicht vollständig entfernen. Wird die Säurebelastung langfristig nicht kompensiert, kann sich dies negativ auf den Kalziumhaushalt und damit auch auf die Knochenstruktur auswirken. Um die Säuren abzupuffern, entnimmt der Körper Kalzium aus den Knochen und eine Osteoporose kann entstehen.
Der menschliche Organismus verfügt nur über eine bestimmte Kapazität, Säuren zu neutralisieren. Ist diese erschöpft, weil zu viele Säuren zugeführt werden, werden die Säuren im Binde- und Fettgewebe zwischengelagert. Werden dem Körper nun permanent Säuren zugeführt oder produziert er selbst immer mehr, ohne sie ausscheiden zu können, kann dies zu einer Vielzahl an Beschwerden führen: Bindegewebe und Haut altern und erschlaffen vorzeitig. Falten können sich bilden und Cellulite kann entstehen.
Säuren beeinflussen außerdem das vegetative Nervensystem, das für Herzschlag, Verdauung, Schlaf und Atmung verantwortlich ist. Die Folgen können beispielsweise Müdigkeit, Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen, Vergesslichkeit oder eine erhöhte Zahl an Stresshormonen sein.
Eine Übersäuerung kann auch eine Vielzahl an Hauterkrankungen verstärken oder mitverursachen, wie z. B. Akne, Neurodermitis oder Ekzeme. Haut und Schleimhäute bilden ein saures Milieu und bieten damit eine ideale Bedingungen für die Besiedlung und Vermehrung von Pilzen. So können sich Mykosen (Pilzinfektionen) der Haut, Nägel, des Darms und der Scheide entwickeln.
Säureablagerungen führen erst spät zu spürbaren Beeinträchtigungen wie Schmerzen und Entzündungen, wenn die Säurespeicher nicht mehr ausreichen und sich die Salze als Kristalle in Gelenken, Muskeln, Sehnen, Bändern, Bandscheiben, Nerven und Gefäßen ablagern. Das kann auch zu gesundheitlichen Problemen wie Verspannungen und Gicht, sowie einer erheblichen Einschränkung der Bewegungsfähigkeit betroffener Gelenke führen.
Eine basische Ernährung durch viel Obst und Gemüse kann Ihnen langfristig helfen den Säure-Basen-Haushalt zu unterstützen und das Risiko für die genannten Erkrankungen zu minimieren.
Wie reguliert man seinen Säure-Basen-Haushalt?
Als Grundlage für eine basische Ernährung dient eine Unterteilung in basische Lebensmittel und säurebildende Lebensmittel. Basische Lebensmittel sind all die, die der Körper zu so genannten Basen verstoffwechselt. Hierfür beurteilt man die Lebensmittel nicht nur danach, ob sie überwiegend aus Kohlenhydraten, Fetten oder Eiweißen bestehen, sondern auch danach, ob sie im Körper mehr Basen oder mehr Säuren bilden.
Als Begründer der „Basentheorie“ gilt der schwedische Chemiker Carl Gustav Ragnar Berg (1875-1956). Nach vielen Forschungen und Studien veröffentlichte er 1913 die ersten „Säure-Basen-Tabellen“, 1977 folgten dann von der Firma Ciba-Geigy wissenschaftliche Tabellen, in denen auch die Säure-Basen-Wertigkeit der Lebensmittel angegeben wurde.
1995 haben dann die Professoren Dr. med. Friedrich Manz und Dr. Thomas Remer neue Tabellen zur Bewertung der Säure- und Basenwirkung von Lebensmittel nach einer neuen Formel, der so genannten PRAL-Formel errechnet. Der dabei errechnete PRAL-Wert ist ein Maßstab dafür, wie hoch die zu erwartende Säurebelastung der Niere ist.
Als basische Lebensmittel gelten insbesondere pflanzliche Produkte, also Gemüse, Obst, Kräuter, Kerne, Samen und viele Nussarten. Ein wichtiges Kennzeichen basischer Lebensmittel ist, dass sie mineralstoffreich sind. Durch den Konsum basenbildender Nahrungsmittel kann man den Körper auf sanfte und bekömmliche Weise entschlacken und ihn einer effektiven Entsäuerungskur unterziehen.
Welche Lebensmittel sind säurebildend?
Zu den säurebildenden Lebensmitteln gehören besonders proteinreiche Nahrungsmittel, beispielsweise tierische Produkte wie Fisch, Fleisch, Eier, Milch und Milchprodukte (auch Käse) und pflanzliche Eiweiß-Lieferanten wie Getreide und Hülsenfrüchte. Zucker und Süßigkeiten, Spargel, Rosenkohl, Artischocken, Brot, Eier, Eis, Softdrinks (Colagetränke: Neben dem hohen Zuckergehalt belastet der Phosphorsäuregehalt das Säure-Basen-Gleichgewicht), Süßigkeiten, Schwarzer und weißer Tee, Früchtetee, Getreide (Ausnahme: Hirse und Buchweizen besitzen keine säurebildende Wirkung), Hülsenfrüchte wie Erbsen und Linsen, Kaffee, Margarine, raffinierte Öle und Essig.
Was kann man essen, um den Körper zu entsäuern?
Lebensmittel, die über einen hohen Anteil an basischen Mineralstoffen verfügen, wie Kalium, Magnesium und Calcium, aber dagegen einen geringen Anteil an Eiweißen haben, werden meist vom Körper basisch verstoffwechselt. Hierbei spricht man von basischen Lebensmitteln, wie bei den meisten Sorten von Obst, Gemüse, Kräutern und Samen. Eine solche basische Ernährung kann den Säure-Basen-Haushalt ausgleichen und Übersäuerungen reduzieren und auch chronische Übersäuerung ausgleichen.
Was bedeuten saure Lebensmittel in der Schwangerschaft?
Während der Schwangerschaft wird das natürliche Ausleiten von Stoffwechselabfällen und Giftstoffen durch das Ausbleiben der Menstruation eingeschränkt. Der Grad der Verschlackung nimmt Monat für Monat zu. Der pH-Wert der Körperflüssigkeiten z. B. des Fruchtwassers sinkt und die Körperflüssigkeiten verdicken sich, so daß die Zellen im Körper schlechter mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt werden. Außerdem werden Abfallstoffe der Zellen nicht mehr ausreichend und rechtzeitig abtransportiert und reizen dadurch die Zellen.
Die Gebärmutterschleimhaut dient als Zwischenlager für überschüssige Säuren. Ist ihre Kapazität erschöpft, mobilisiert der Körper vermehrt Mineralstoffdepots aus anderen Körperregionen.
Unter dem Säureüberschuss leiden aber auch Sehnen, Muskeln und Zähne. Werdende Mütter brauchen vermehrt Calcium zum Schutz ihrer Zähne – dieses steht während der Schwangerschaft jedoch als erstes dem Kind zur Verfügung. So führt säurebedingter Mineralstoffmangel bei den Müttern zu einer erhöhten Anfälligkeit für Karies. Auch Sodbrennen ist eine typische Erscheinung, mit der fast jede Schwangere zu kämpfen hat. Der Druck der Gebärmutter auf den Magen nimmt zu. So kann Magensäure leichter in die Speiseröhre gelangen und das unangenehme Brennen verursachen. Deshalb ist es hier besonders wichtig, für einen ausgeglichenen Säure-Basen-Haushalt zu sorgen. Die Übersäuerung in der Schwangerschaft kann sich auch auf die Gesundheit des Kindes auswirken (z. B. trockene, entzündete Haut, Allergien...).
Wenn der Säure-Basen-Haushalt aus dem Gleichgewicht gerät, entstehen kurz- oder langfristig Beschwerden, die sog. Schwangerschaftsbeschwerden, die die Schwangerschaft und später das Wochenbett beschwerlich machen können.
Was bewirken Säure-Basen-Tabletten oder Basenpulver?
Basenpulver und Basentabletten versorgen den Körper mit wichtigen Mineralstoffen und Vitaminen. Zusätzlich zu einer basisch orientierten Ernährung können sie den Körper dabei unterstützen, Säuren zu neutralisieren und überflüssige Säuren und Schlacken auszuscheiden. Um die Nieren bei der Ausscheidung zu unterstützen, wird empfohlen am Tag mindestens 1,5 bis 2,5 L Flüssigkeit zu trinken. Besonders hilfreich ist hierbei ungesüßter Kräutertee und Mineralwasser.
Hat Mineralwasser einen sauren oder basischen pH-Wert?
Manche Menschen befürchten, dass ihr Körper übersäuert, wenn sie Mineralwasser mit Kohlensäure trinken. Tatsächlich hat Wasser mit Kohlensäure einen niedrigeren pH-Wert als das ohne. Leitungswasser und stilles Wasser haben meist einen pH-Wert von ca. 7, bei Sprudelwasser kann er durch das enthaltene Kohlenstoffdioxid bei 5,5 liegen – und damit chemisch im sauren Bereich. Mit dieser Begründung wird in der Naturheilkunde mitunter von kohlensäurehaltigen Getränken abgeraten.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) gibt jedoch Entwarnung: Die enthaltene Kohlensäure ist recht instabil und zerfällt schnell wieder in ihre Bestandteile CO2 und H2O. Beim Öffnen der Flasche entweicht die Kohlensäure zischend (in Form von CO2). Der übrige Teil zerfällt im Magen. Das sorgt dafür, dass man aufstoßen muss bzw. ein Teil gelangt über den Verdauungstrakt ins Blut und wird unbemerkt über die Lunge abgeatmet. Damit trägt kohlensäurehaltiges Wasser nicht zu einer Übersäuerung des Körpers bei.
Weitere Informationen über basische Lebensmittel finden Sie hier in unserem Beitrag.