Dafür benötigt der Körper L-Tyrosin
Unter Stress, in Ausnahmesituationen oder bei extremen körperlichen Belastungen wachsen Menschen oft über sich hinaus, sind wacher, konzentrierter und leistungsfähiger. Das liegt daran, das verschiedene körperliche Prozesse einsetzen, die genau diese Effekte hervorrufen. Gesteuert werden sie durch Hormone, die dann verstärkt ausgeschüttet werden, darunter Dopamin, Adrenalin und Noradrenalin. Doch damit eben diese Prozesse in Gang gesetzt werden können, werden wiederum bestimmte Ausgangsstoffe benötigt. Einer dieser Ausgangsstoffe ist die Aminosäure Tyrosin bzw. L-Tyrosin. Welche Wirkung sie im Körper entfaltet, wie man mit der richtigen Ernährung für eine ausreichende Versorgung sorgt und welche Symptome bei einem Mangel auftreten, erfahren Sie hier.
Was ist Tyrosin bzw. L-Tyrosin?
Tyrosin in seiner natürlichen L-Form, auch L-Tyrosin genannt, ist eine proteinogene semi-essenzielle Aminosäure, die in einem Großteil aller Proteine vorkommt. Als „proteinogen“ werden Aminosäuren bezeichnet, die für den Aufbau von Proteinen im menschlichen Körper benötigt werden. Tyrosin ist der Ausgangsstoff für verschiedene Neurotransmitter und Hormone, wie zum Beispiel die Neurotransmitter Dopamin, Noradrenalin, Adrenalin und Thyroxin.
Warum ist Tyrosin keine essenzielle Aminosäure?
Essenzielle Aminosäuren zeichnen sich dadurch aus, dass sie vom menschlichen Körper nicht selbst hergestellt werden können, sondern über die Ernährung zugeführt werden müssen. Mehr Informationen zu essenziellen Aminosäuren haben wir hier zusammengefasst. L-Tyrosin ist zwar in vielen Lebensmitteln enthalten, kann aber auch vom Körper selbst hergestellt werden. Für die Synthese im Körper wird die essenzielle Aminosäure Phenylalanin benötigt, aus der L-Tyrosin gebildet wird.
Welche Wirkung hat Tyrosin im Körper?
L-Tyrosin entsteht bei der Zersetzung von Proteinen und wird im Körper aus Phenylalanin synthetisiert. L-Tyrosin ist an vielen chemischen Prozessen im Körper beteiligt, etwa an der Bildung von Proteinen und der Funktion der Nebennieren, der Hirnanhangdrüse und der Schilddrüse sowie der Bildung von Hormonen und Botenstoffen, die dort produziert werden. Tyrosin ist ein Baustein zahlreicher Proteine, vor allen Dingen jener, die an der Signalübertragung beteiligt sind. Diese leiten Informationen von einer Zelle zu einer anderen weiter. Diese Wirkung steigert die allgemeine Leistungsbereitschaft.
Adrenalin: Das in der Nebenniere aus L-Tyrosin produzierte Hormon hat verschiedene Funktionen und Wirkungen. Adrenalin wird bei Stress ausgeschüttet, es erhöht unter anderem die Herzfrequenz und die Kapazität der Lungen. All diese körperlichen Anpassungen, die Adrenalin hervorruft, sind wichtig, um in Gefahrensituationen oder unter Stress schnell reagieren zu können.
Dopamin: Der Neurotransmitter entsteht im Nebennierenmark als Nebenprodukt bei der durch Tyrosin in Gang gesetzten Synthese von Adrenalin. Dopamin wird auch als „Glückshormon“ bezeichnet. Es steigert Antrieb und Motivation [1].
Noradrenalin: Dieses Hormon wird ebenfalls in den Nebennieren produziert und von dort ins Blut abgegeben und sorgt für eine Steigerung des Blutdrucks.
Triiodthyronin (T3) und Thyroxin (T4): Auch für die Bildung dieser beiden Hormone in der Schilddrüse ist L-Tyrosin ein Ausgangsstoff. Sie werden für das Wachstum von einzelnen Zellen und des gesamten Körpers benötigt. Außerdem regeln sie den Energiehaushalt des Körpers, indem sie den Stoffwechsel steuern und anpassen.
Melanin: Auch für den Pigmentfarbstoff Melanin fungiert Tyrosin als Ausgangsstoff. Melanin sorgt für die bräunlich-schwarze Färbung von Haut, Haaren und Augen.
Tyrosin kann aufgrund der Beteiligung an diesen verschiedenen Prozessen einen energiesteigernden Effekt und eine Wirkung auf die Stressresistenz haben, zu diesem Ergebnis sind verschiedene Studien gekommen [2,3,4,5]. L-Tyrosin soll auch eine positive Wirkung auf die kognitive Leistungsfähigkeit haben [6], stimmungsaufhellend wirken und sogar bei Depressionen helfen [7,8].
Welche Lebensmittel enthalten Tyrosin?
L-Tyrosin ist in zahlreichen Lebensmitteln enthalten, allen voran eiweißhaltigen Lebensmitteln, wie zum Beispiel Fleisch, Fisch, Nüsse und Kerne, Hülsenfrüchte, Getreide sowie Eier und Milch. Auch in vielen rein pflanzlichen, veganen Produkten ist die Aminosäure in hohem Maße enthalten. Zum Beispiel diese Lebensmittel enthalten Tyrosin mit folgenden Dosierungen:
• Weiße Bohnen: 870 mg Tyrosin pro 100 g
• Kabeljau: 709 mg Tyrosin pro 100 g
• Gouda: 1204 mg pro 100 g
• Fleisch: 710 mg pro 100 g
• Kochschinken: 946 mg pro 100 g
• Erdnüsse: 1211 mg pro 100 g
Wie viel Tyrosin benötigt man pro Tag?
Pro Kilogramm Körpergewicht hat ein Erwachsener einen Bedarf an einer Dosierung zwischen 14 und 33 mg Tyrosin pro Tag. Diese Menge kann sowohl über die Nahrung aufgenommen als auch vom Körper selbst hergestellt werden. Bei einer ausgewogenen Ernährung ist der tägliche Bedarf in der Regel gedeckt. Während einer Schwangerschaft oder in der Stillzeit steigt der Tagesbedarf. In dieser Zeit sollte auf eine tyrosinhaltige Ernährung besonders geachtet werden.
L-Tyrosin bei speziellen Anforderungen
In Stresssituationen oder bei hoher körperlicher und geistiger Belastung kann der Bedarf an L-Tyrosin erhöht sein. Studien deuten darauf hin, dass L-Tyrosin hier die kognitive Leistungsfähigkeit und Stressresistenz verbessern kann. Auch Sportler nutzen L-Tyrosin teilweise zur Leistungssteigerung [3].
Welche Symptome können auf einen Tyrosin-Mangel hindeuten?
Nebenwirkungen eines Mangels an L-Tyrosin können sich sich durch verschiedene Symptome zeigen, darunter geschwächte Abwehrkräfte, Herz-Kreislauf-Störungen, depressive Verstimmungen, Müdigkeit und Abgeschlagenheit, nachlassende kognitive und koordinative Fähigkeiten sowie Schwankungen des Insulin- und Blutzuckerspiegels. Und auch die Hormonproduktion der Schilddrüse kann durch einen Tyrosin-Mangel beeinträchtigt werden.
Was kann die Ursache für einen Tyrosin-Mangel sein?
Menschen mit Lebererkrankungen haben ein erhöhtes Risiko an einem Mangel zu leiden, denn durch langwierige, vielleicht sogar chronische Erkrankungen kann die Synthese von Phenylalanin zu Tyrosin beeinträchtigt sein. Eine weitere Krankheit, die einen Mangel hervorrufen kann, ist die Stoffwechselerkrankung Phenylketonurie. Betroffene können grundsätzlich kein Tyrosin aus Phenylalanin synthetisieren. Eine weitere Nebenwirkung dieser Krankheit sind auch Entwicklungsstörungen, die durch das nicht verstoffwechselte Phenylalanin hervorgerufen werden.
Ist es nötig, Tyrosin als Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen?
Bei gesunden Menschen ist meist die Aufnahme von L-Tyrosin über die Nahrung ausreichend, sodass ein Mangel eher selten auftritt. Es werden auch Nahrungsergänzungsmittel mit L-Tyrosin verkauft. Doch Vorsicht: Eine Überdosierung mit L-Tyrosin kann Folgen haben, wenn die Aminosäure etwa erblich bedingt nicht abgebaut werden kann.
Wann ist L-Tyrosin als Nahrungsergänzung zu empfehlen?
Bei erhöhtem Bedarf oder zur gezielten Unterstützung kann L-Tyrosin auch als Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden, zum Beispiel in Form von L-Tyrosin-Kapseln. Dabei sollten Sie immer auf die Qualität und Reinheit des Produkts achten.
Ein wichtiger Hinweis: Die Einnahme sollte stets in Absprache mit einem Arzt erfolgen. Die empfohlene tägliche Verzehrmenge liegt bei Erwachsenen meist zwischen 500-2000 mg. Bei kleinen Kindern ist Vorsicht geboten: Für sie sind L-Tyrosin-Präparate nicht geeignet.
Optimale Einnahme von L-Tyrosin
Für die beste Wirkung empfiehlt sich folgende Einnahme von L-Tyrosin:
- Morgens auf nüchternen Magen, etwa 30 Minuten vor dem Frühstück
- Bei Bedarf eine zweite Dosis am frühen Nachmittag
- Nicht zusammen mit proteinreichen Mahlzeiten einnehmen
- Abstand zu anderen Aminosäuren wie L-Tryptophan oder L-Leucin halten
Die Einnahme am Morgen kann die Wachheit und Konzentration im Tagesverlauf unterstützen. Eine Einnahme am Abend ist weniger sinnvoll, da L-Tyrosin aktivierend wirken kann. Achten Sie auch auf die Verzehrempfehlung auf der Packung Ihres Produkts.
Kann es zu Wechselwirkungen mit anderen Nährstoffen kommen?
L-Tyrosin steht in Wechselwirkung mit anderen Aminosäuren und Nährstoffen:
- Vitamin B6 und Folsäure unterstützen die Verwertung von L-Tyrosin
- L-Tyrosin konkurriert mit anderen Aminosäuren wie L-Tryptophan um die Aufnahme ins Gehirn über die Blut-Hirn-Schranke.
Eine ausgewogene Zufuhr aller essentiellen Aminosäuren ist daher wichtig. L-Tyrosin sollte nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung zu einer gesunden Ernährung gesehen werden.
Welche möglichen Nebenwirkungen sind bekannt?
Bei Einhaltung der empfohlenen Verzehrmenge treten selten Nebenwirkungen auf. In höheren Dosen kann L-Tyrosin jedoch zu Unruhe, Schlafstörungen oder Kopfschmerzen führen. Menschen mit Schilddrüsenerkrankungen sollten vorsichtig sein, da L-Tyrosin die Hormonproduktion beeinflussen kann [9].
Wichtige Qualitätsmerkmale beim Kauf von L-Tyrosin-Präparaten
Beim Kauf von L-Tyrosin-Kapseln sollten Sie auf folgende Punkte achten:
- Hohe Reinheit und Qualität des Inhaltsstoffs
- Glutenfreie und allergenfreie Formulierung
- Verzicht auf unnötige Zusatzstoffe
- Kapselhülle aus Hydroxypropylmethylcellulose (HPMC) für Vegetarier/Veganer
- Herstellung nach GMP-Standards
L-Tyrosin im Vergleich zu anderen Aminosäuren
Neben L-Tyrosin gibt es weitere wichtige Aminosäuren wie L-Phenylalanin, L-Tryptophan, L-Arginin oder L-Glutamin.
Jede hat spezifische Funktionen:
L-Phenylalanin ist die Vorstufe von L-Tyrosin
L-Tryptophan wird für die Serotonin-Produktion benötigt
L-Arginin unterstützt das Herz-Kreislauf-System
L-Glutamin ist wichtig für Darm und Immunsystem
Eine ausgewogene Versorgung mit allen essentiellen Aminosäuren ist entscheidend für die Gesundheit.
L-Tyrosin als wichtiger Baustein für die menschliche Gesundheit
Die nicht-essentielle Aminosäure L-Tyrosin hat vielfältige Funktionen im menschlichen Körper. Als Baustein für wichtige Neurotransmitter und Hormone spielt sie eine zentrale Rolle für unsere Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Eine ausgewogene, abwechslungsreiche Ernährung und eine gesunde Lebensweise sind die Grundlage für eine optimale Versorgung mit L-Tyrosin und anderen essentiellen Aminosäuren.
Quellen:
[1] https://today.uconn.edu/2012/11/uconn-researcher-dopamine-not-about-pleasure-anymore/
[2] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK209061/
[3] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26424423/
[4] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25797188/
[5] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1863555/
[6] https://link.springer.com/article/10.1007/s00426-017-0957-4
[7] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5020390/
[8] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/6764934/
[9] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/5129302/
- Vorstufe von Dopamin, Noradrenalin und Adrenalin
- 500 mg L-Tyrosin pro Kapsel