Sodbrennen – was kann ich essen?
Viele kennen und fürchten es: Ein stechender und beißender Schmerz, oft gepaart mit Magendruck und Übelkeit, der sich vom Magen über die Speiseröhre ausbreitet. Sodbrennen! Manche trifft es nur nach schwerer und deftiger Kost, andere leider besonders in den Nächten darunter. Aber eines haben alle Betroffenen gemeinsam: Es soll bitte sofort aufhören!
Wie komme ich auf die Schnelle dagegen an und wie kann ich es langfristig über die Ernährung vermeiden? Helfen Hausmittel besser als pharmazeutische Mittel? Hier haben wir das Thema für Sie durchleuchtet.
Was ist Sodbrennen?
Unter Sodbrennen (Pyrosis) versteht man den Rückfluss von Magensaft in die Speiseröhre. Es ist keine eigenständige Krankheit, sondern lediglich ein Symptom [1]. Pyrosis entsteht, wenn Magensäure, die in den Zellen der Magenschleimhaut gebildet wird, durch den Magenmund (Cardia) zurück in die Speiseröhre (Ösophagus) fließt. Dieser Rückfluss (Reflux) attackiert die empfindliche Schleimhaut des Ösophagus und kann eine Speiseröhrenentzündung (Ösophagitis) verursachen. Bemerkbar macht sich die aufgestiegene Säure auch ohne Speiseröhrenentzündung hauptsächlich durch Schmerzen hinter dem Brustbein. Die Speiseröhrenschleimhaut ist im Gegensatz zu den Zellen der Magenschleimhaut nicht mit einem Schutzfilm gegen den aggressiven Verdauungssaft ausgestattet. Der aggressiven Wirkung der Salzsäure aus dem Magen ist sie deshalb unmittelbar ausgesetzt.
Was bedeutet Reflux?
Eine Ursache für Sodbrennen (Pyrosis) kann die so genannte Refluxkrankheit (GERD = Gastroösophageale Refluxkrankheit) sein [1]. Hier steht Reflux für den Rückfluss des Speisebreies aus dem Magen in den Ösophagus. Das Problem soll ein schlecht schließender Ringmuskel sein, der sich am Übergang von Speiseröhre zum Mageneingang befindet. Da die Schleimhaut der Speiseröhre keine Schutzschicht wie der Magen hat, kann sie sich bei häufigem Sodbrennen entzünden und eine Refluxösophagitis entstehen.
Warum ist Magensäure so wichtig?
Die Magensäure ist ein essenzieller Bestandteil unseres Immunsystems und unserer Verdauung. Sie vernichtet mit der Nahrung eintreffende schädliche Bakterien und Parasiten. Außerdem sorgt sie dafür, dass der Speisebrei verarbeitet wird und bereitet die Verdauung von Eiweißen vor. So können Verdauungsenzyme die Nahrung besser verarbeiten und Nähr- und Vitalstoffe optimal resorbiert werden. Manche Verdauungsenzyme werden durch die Magensäure erst aktiviert, wie das Eiweiß verdauende Pepsin.
Aber wie kann es sein, dass der Magen nicht auch sich selbst verdaut? Als Gegenspieler zur aggressiven Magensäure produzieren die Magenschleimhautzellen auch Natriumhydrogencarbonat. Das ist eine basische Substanz, die die Magenschleimhaut vor Verätzungen durch die starke Magensäure schützt. Auch gelangt ein Teil dieses Natriumhydrogencarbonats über die Blutbahn in unser Gewebe und unsere Organe, um als Puffersubstanz Säuren zu neutralisieren, die bei Stoffwechselprozessen in den Zellen entstehen.
Hierzu haben wir auch einen spannenden Bericht über den Säure-Basen-Haushalt [hier mehr erfahren], der dazu beitragen kann Sodbrennen langfristig loszuwerden.
Welche Ursache hat Sodbrennen?
Meist liegt es an einem ungesunden Lebenswandel und der Ernährung [2]:
Hastiges Essen und Stress, mangelhaftes Kauen, zucker- oder fettreiche sowie zu scharfe Mahlzeiten, industriell verarbeitete Nahrungsmittel, falsch zusammengestellte Mahlzeiten oder chronische Übersäuerung des Körpers durch eine ungesunde Ernährung und Lebensweise.
Zusätzlich zu den außerdem möglichen Risikofaktoren Übergewicht [1] und Genetik, gibt es noch zahlreiche weitere Ursachen, die Sodbrennen begünstigen und Beschwerden verstärken können. Medikamente, wie Schmerzmittel, manche Antibiotika oder Hormone können überschüssige Magensäure verstärkt zurückfließen lassen. Zusätzlich kann bei Krebspatienten die Schleimhaut des Ösophagus durch eine Chemotherapie oder Strahlentherapie gereizt werden und in manchen Fällen kann auch der Tumor selbst Pyrosis verstärken, z.B. indem er auf Magen und Ösophagus drückt. Auch eine Infektion mit der Bakterie Helicobacter Pylori kann eine Ursache dafür sein.
Wann ist der Gehalt an Magensäure am höchsten?
Der Verdauungssaft wird sowohl zwischen den Mahlzeiten als auch in der nächtlichen Ruhezeit gebildet. Die Intensität ist gegen Mitternacht am höchsten und lässt dann bis zum frühen Morgen deutlich nach.
Warum tritt Sodbrennen häufig abends auf?
Oft klagen Betroffene über starke Symptome in der Nacht. Das liegt häufig an der horizontalen Lage im Bett, also schlichtweg an der veränderten Schwerkraft. Überschüssige Säure oder noch unverdaute Nahrung aufgrund einer späten oder sehr üppigen Mahlzeit kann so leichter in die Speiseröhre fließen. Falls hier der Schließmechanismus beeinträchtigt ist, kann dieser Zustand verstärkt auftreten.
Möglicherweise tritt der Rückfluss des Mageninhaltes auch erst während des Schlafes auf. Bemerkbar macht sich das am nächsten Morgen häufig durch ein Brennen im Hals, verschleimtem Rachen oder einer belegten Stimme, da die Säure des Magensaftes auch die Rachenschleimhaut angreift. In diesem Fall spricht man auch vom stillen Reflux, der ohne das eigentliche Sodbrennen einhergeht.
Für Abhilfe im Schlaf oder während des Liegens kann man den Oberkörper etwas erhöht lagern [3], damit sich Magen und Ösophagus nicht mehr auf einer Höhe befinden und sauerer Magensaft durch die Schwerkraft abfließen kann. Eine weitere Möglichkeit ist, sich auf die linke Seite zu legen. Durch die gewölbte Form des Magens befindet er sich nun unterhalb der Speiseröhre und der Rückfluss in diese kann verhindert werden.
Es wird empfohlen, besonders abends auf die Ernährung zu achten, auf Süßigkeiten zu verzichten und die letzte Mahlzeit drei bis 4 Stunden vor dem Schlafengehen zu sich zu nehmen [2]. Ein kleiner Spaziergang nach dem Abendessen hilft durch die Bewegung bei der Verdauung und kann auch den Muskel am Ende des Ösophagus stärken.
Welche Folgen hat chronisches Sodbrennen?
Sollten sich die Symptome regelmäßig wiederholen oder vielleicht sogar häufig mit mehr als 2 Mal pro Woche auftreten, kann die Speiseröhre geschädigt werden. Die Folgen können Schmerzen, Blutungen und Engstellen mit Schluckbeschwerden sein, abgesehen von der negativen Einschränkung der Lebensqualität [1]. Bitte achten Sie daher gut auf Ihre Ernährung, trinken Sie viel Wasser und streben sie einen stressfreien Lebenswandel an.
Was kann man gegen überschüssige Magensäure machen?
Oft verschreibt der Arzt bei den genannten Beschwerden Medikamente, wie z. B. Säureblocker (Antazida) oder Protonenpumpenhemmer. Diese können zwar die Beschwerden lindern, aber auch Nebenwirkungen mit sich bringen [2] [5] [6] [7].
Bei häufigen Beschwerden sollten Sie immer einen Arzt konsultieren, um Erkrankungen im Magen-Darm-Trakt auszuschließen!
Wenn Sie zu Beschwerden neigen, sollten Sie Ihre Ernährung anpassen und generell eine fettarme sowie eiweißreiche Kost ohne scharfe Gewürze bevorzugen. Auch mehrere kleine Mahlzeiten statt zwei großen entlasten den Magen. Eine ausgewogene, pflanzliche und überwiegend basische Ernährung kann grundsätzlich übermäßigen sauren Magensaft verringern. Stress, Alkohol, Kaffee und Nikotin sollten Sie meiden [2].
Diese Lebensmittel wirken grundsätzlich nicht belastend:
Kamillentee, Fencheltee, Kartoffeln, Vollkornnudeln und -reis, mageres Fleisch, säurearme Gemüsesorten (Zucchini, Kürbis, Möhren, Pastinaken, Fenchel, Spargel, Spinat, Steckrüben, Brokkoli und Blumenkohl), säurearmes Obst (Bananen, Weintrauben, Mango, Aprikosen, Birnen, frische Erdbeeren, Papaya, Pflaumen, Pfirsiche, Melone, Birne und die Apfelsorten Jonagold, Gala, Cox und Golden Delicious), Nüsse und Samen, Fisch und mageres Fleisch.
Was hilft schnell gegen Sodbrennen?
Versuchen Sie es mal mit einfachen Hausmitteln:
- Natron (Speisenatron) in einem Glas Wasser aufgelöst
- Heilerde in Wasser eingerührt
- Bananen (deren Kaliumgehalt wirkt alkalisierend und hebt damit den pH-Wert etwas an)
- Sango Meeres Koralle besteht hauptsächlich aus Calcium- und Magnesiumcarbonat (basische Verbindungen), die für Linderung sorgen können, indem sie übermässige Magensäure binden.
- Leinsamen in Wasser aufgequellt
- geschälte Mandeln langsam zerkaut sind ein sehr beliebtes Hausmittel gegen Übersäuerung
Welche Nahrungsmittel sollte man bei Sodbrennen meiden?
Bei der Ernährung sollte man sich individuell vorsichtig an die einzelnen Lebensmittel herantasten und auf die Reaktion seines Körpers achten. Häufig belasten folgende Produkte den Magen in dieser Situation zusätzlich:
Sehr frisches Brot (besonders frisches Sauerteigbrot), fetthaltige Backwaren (z. B. Buttercremetorte oder in Fett ausgebackene Teigwaren), fetthaltige Speisen (auch Pommes), säurehaltiges Obst (Ananas, Grapefruit, Kiwi, Mandarine, Nektarine, Orange, Pampelmuse, Sauerkirsche, Zitrone), fetthaltige Fleischprodukte (z. B. Fleischkäse, Salami, Mortadella, Speck, paniertes und frittiertes Fleisch, Bratwurst und Bockwurst), schwer verdauliches Gemüse (z. B. Zwiebeln, Knoblauch, Kohl, Lauch, Pilze, Rot- und Sauerkraut), Eier, scharfe Gewürze, Käse ab 45% Fett i. Tr., Alkohol, Fruchtsäfte, Kakao, Schokolade, kohlensäurehaltige Getränke, sehr heiße oder kalte Getränke insgesamt, Früchte- und Pfefferminztee, in Essig eingelegtes Gemüse, Fertiggerichte wie Pizza und Weißmehlprodukte. Nikotin belastet den Körper generell, aber besonders kann es den Magenverschlussmuskel erschlaffen lassen, wodurch die Säure wiederum einfacher nach oben fließen kann.
Hilft Milch gegen Sodbrennen?
Oft trifft man auf den Tipp Milch gegen Pyrosis zu nehmen. Allerdings ist dieses Hausmittel genau so oft umstritten [8], wie auch empfohlen.
Wir stellen hier die Pro und Contras zusammen:
Pro Milch und Milchprodukte
Viele Betroffene bevorzugen Milch oder Milcherzeugnisse und verspüren eine kühlende Linderung.
Diese könnte auf der einen Seite ein Placebo-Effekt aufgrund des kühlenden Effekts sein, auf der anderen Seite möglicherweise durch den sehr hohen Proteingehalt in der Milch entstehen, der die Magensäure neutralisieren kann. Milch liefert etwa 8 Gramm Proteine pro 1 Tasse (245 ml). Eine Studie mit 217 Menschen mit Pyrosis ergab außerdem, dass diejenigen, die mehr Protein konsumierten, weniger Pyrosis Beschwerden hatten [2]. Die Wissenschaftler glauben, dass je mehr Proteine man zu sich nimmt, umso stärker die Gastrin-Konzentration im Blut steigt. Dieses Peptidhormon stimuliert die glatte Muskulatur des Schließmuskels zur Speiseröhre, worauf dieser wieder besser schließt [3]. So kann Milch also womöglich ein natürliches Mittel gegen Pyrosis sein.
Contra Milch und Milchprodukte
Wissenschaftler gehen davon aus, dass Milch Pyrosis sogar noch verstärken kann und erklären diese These wie folgt:
- Milch hat einen leicht sauren pH-Wert von 4,5. Die Neutralisation von Magensäure mit einer leicht sauren Lösung kann so nicht funktionieren.
- Calcium wirkt bei Pyrosis nur in Form einer Base, d.h. nur als Calciumcarbonat (CaCO3) und nicht in seiner reinen Form (Ca) wie in Milch. Calciumcarbonat reagiert mit der Magensäure, welche dabei neutralisiert wird und den pH-Wert ansteigen lässt. Somit können die Beschwerden rasch gelindert werden. Daher wird Calciumcarbonat aufgrund seiner säureneutralisierenden Wirkung häufig als Antazidum verwendet.
- Ein Glas (245 ml) Vollmilch enthält ca. 8 Gramm Fett. Studien zeigen, dass fetthaltige Lebensmittel ein häufiger Auslöser für Pyrosis sind [2]. Fettreiche Lebensmittel entspannen die Muskeln des unteren Speiseröhren-Schließmuskel und erleichtern so den Rückfluss des Mageninhalts [3]. Da die Verdauung von Fetten länger dauert als die von Proteinen und Kohlenhydraten, verzögern sie auch die Magenentleerung. Dies bedeutet, dass der Magen seinen Inhalt langsamer entleert – ein Problem, das bei Menschen mit Pyrosis bereits häufig auftritt [4].
Warum entsteht Sodbrennen bei Magensäuremangel?
Sie achten bereits genau auf Ihre Ernährung und haben dennoch Symptome? Sie vermeiden Lebensmittel, die eine Übersäuerung provozieren könnten, trinken wenig Kaffee und Alkohol, bevorzugen mildes Obst und Fleisch, das nicht frittiert oder stark gewürzt wurde? Manchmal liegt es nicht nur an den eingenommenen Speisen. Auch ein Magensäuremangel kann trotz einer angepassten Ernährung zu Pyrosis führen!
Ein säurearmer Magen muss sich besonders stark bemühen, um den Speisebrei mit der gering vorhandenen Säuremenge zu vermischen. Dazu braucht er Zeit und starke Kontraktionen. Zusätzlich zu diesen Hindernissen liegt der Speisebrei lange im Magen, was Gärprozesse fördert. Der Magen versucht nun mit kräftigen Muskelkontraktionen den Speisebrei mit der geringen Magensäuremenge zu vermischen. Dadurch kann es passieren, dass Teile des Speisebreies in den Ösophagus gedrückt werden und dort ein brennendes Gefühl auslösen.
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Hier finden Sie eine kleine Auswahl:
Quellen
[1] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5497367/
[2] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28521699/
[3] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/16682569/
[4] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/2650735/
[5] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29205415/
[6] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26657899/
[7] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4816248/
[8] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35294608/