Bromelain: Was macht das Ananas-Enzym so besonders?
Es gibt tausende Enzyme, auch Biokatalysatoren genannt, doch nur wenige kommen über Nahrung tatsächlich im Körper an. Dafür kann der Körper andere auch selbst herstellen. Sie alle sind notwendig, um viele verschiedene wichtige Funktionen aufrechtzuerhalten.
Ein ganz Besonderes ist Bromelain – das Enzym aus der Ananas. Was es unter anderem so besonders macht: Auch wenn es natürlich in der Ananasfrucht vorkommt, reicht die enthaltene Menge tatsächlich nicht aus, um irgendeinen Effekt zu haben. Darum werden zahlreiche hochdosierte bromelainhaltige Nahrungsergänzungsmittel angeboten.
Was ist Bromelain?
Es erhält seinen Namen von der Pflanzengattung Bromeliaceae, zu der auch die Ananas gehört. Die Ananas ist voller Vitamine und sehr enzymreich. Zwei dieser Biokatalysatoren aus der Ananaspflanze sind als Bromelain (Unterscheidung zwischen Stamm- und Fruchtbromelain) bekannt. Enzyme spalten chemische Verbindungen, z.B. Eiweiße, in ihre Bestandteile auf. In diesem Fall werden sie auch als Proteasen bezeichnet. Sie übernehmen daher eine wichtige Funktion in Stoffwechselprozessen. Sie können zum Teil vom menschlichen Körper selbst hergestellt und auch über die Nahrung aufgenommen werden.
Die beiden Ananas-Enzyme wurden 1957 entdeckt und kommen in der Ananasfrucht und im Stamm der Pflanze selbst vor. Jedoch ist der Enzymgehalt einer reifen Frucht sehr gering. Unreife Früchte und der Stamm der Pflanze enthalten möglicherweise sogar mehr von dem Enzym als reife Ananasfrüchte. Doch egal, ob reife oder unreife Frucht, die Dosis des Bromelains ist in jedem Fall viel zu gering, um einen Effekt zu haben. Daher wird der Stoff in der Verarbeitung höher dosiert. Für die Verwendung in Nahrungsergänzungsmitteln wird der Stamm der Ananaspflanze verarbeitet, ausgepresst und anschließend das Enzym isoliert, damit es als Inhaltsstoff von Tabletten oder Kapseln verwendet werden kann.
Wie wirkt Bromelain?
Verschiedene Untersuchungen sind zu dem Ergebnis gekommen, dass der Wirkstoff entzündungshemmende Eigenschaften aufweist und darum eine positive Wirkung auf akute Entzündungen sowie chronische Entzündungen im menschlichen Körper hat [1]. Entzündungen können Reaktionen auf Verletzungen, Viren und Bakterien sein. Sie entstehen, weil ein Ungleichgewicht zwischen proentzündlichen und antientzündlichen Botenstoffen herrscht. Bestimmte Enzyme helfen, das Gleichgewicht zwischen diesen Botenstoffen wiederherzustellen und so die Entzündung zu heilen.
Auch bei Schwellungen bei Verletzungen tragen bestimmte Enzyme zum Heilungsprozess bei. Denn Schwellungen bestehen zu einem großen Teil aus Proteinen und Wassereinlagerungen, die nicht richtig abtransportiert werden können. Enzyme spalten die Proteine und lösen so einen Stau auf. Verletzungen oder auch Ödeme nach Operationen können abschwellen. Verschiedene klinische Studien kamen zu dem Ergebnis, dass dies insbesondere auf die beiden Biokatalysatoren aus der Ananas zutrifft. Und wenn sich die Schwellung und somit der Druck auf die verletzte Stelle reduziert, lindert dies auch den Schmerz [2].
Außerdem haben einige Studien auch die gerinnungshemmende Wirkung des Enzym-Komplexes untersucht [3,4]: Er ist nämlich am Abbau vom körpereigenen Protein Fibrin beteiligt. Denn Fibrin wirkt sich – in hohen Dosen – auf die Fließgeschwindigkeit des Blutes aus und verringert diese.
Zudem deuten einige klinische Studien darauf hin, dass Bromelain auch in der Krebs-Therapie in Zukunft von Bedeutung sein könnte [5]. Denn die beiden Proteasen aus der Ananasfrucht enthalten zwei ganz bestimmte Moleküle, die antimetastatisch wirken könnten. Das eine soll ein bestimmtes fehlerhaft arbeitendes Protein blockieren können, welches viele Krebsarten verantwortlich ist. Das andere soll das Immunsystem anregen, schädliche Zellen zu zerstören.
Wie wird das Ananas-Enzym aufgenommen und abgebaut?
Wie bereits oben genannt, ist der Gehalt in der verzehrgeeigneten Ananas viel zu gering, als dass sich tatsächlich die Wirkung von Bromelain im Körper entfalten könnte. Daher lässt sich dieses Enzym dem Körper nur über Nahrungsergänzungsmittel in Tabletten- oder Kapselform zuführen. Im Dünndarm setzen die bromelainhaltigen Kapseln ihre Wirkstoffe frei, die sich dann durch die Darmschleimhaut und über das Blut im Körper des Patienten verteilen können. Bromelain wird über die Leber abgebaut. Wie schnell das passiert, hängt von individuellen Faktoren ab.
Wie werden Bromelain-Präparate eingenommen?
Bromelain-Präparate sollten normalerweise etwa eine halbe bis eine Stunde vor der Mahlzeit mit genügend Wasser eingenommen werden.
Was sollte sonst noch bei der Einnahme beachtet werden?
Bei der Einnahme Nahrungsergänzungsmitteln mit Bromelain sollten immer auch die Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten beachtet werden. Grundsätzlich ist bei Kindern unter zwölf Jahren von der Einnahme abzuraten. Auch Schwangere und Stillende sollten vorsichtshalber keine Bromelain-Tabletten einnehmen, da es nicht genug Studien zu dieser Gruppe gibt.
[1] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3529416/
[2] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30484910/
[3] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25517253/
[4] https://academy.isth.org/isth/2012/ssc/20967/mazen.toukh.the.anticoagulant.effect.of.bromelain.an.in.vitro.study.using.html
[5] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4998156/
- Eiweißspaltendes Enzym aus der Ananas
- Ca. 500 F.I.P. pro Tagesverzehrempfehlung